Das Bildungsbüro der Stadt Fürth beobachtet seit vielen Jahren den Übergang Jugendlicher von der Schule in den Beruf. So sollen zielgerichtet Maßnahmen entwickelt und Empfehlungen ausgesprochen werden können, wie diese wichtige Schnittstelle im Leben junger Menschen gut gestaltet werden kann. Der aktuelle Bericht für das Schuljahr 2023/24 lässt sich wie die Berichte der Vorjahre unter dem Reiter Bildungsberichte auf der Downloadseite des Bildungsbüros herunterladen.
Der Fokus liegt dabei auf den sieben Mittelschulen und zwei staatlichen Förderzentren in der Stadt Fürth. Zum einen wird hierbei beobachtet, wie verschiedene Maßnahmen zur beruflichen Orientierung wirken, zum anderen, welche Wege die Schülerinnen und Schüler nach Abschluss der 9. Klasse gehen.
Grundsätzlich ist der Ausbildungsmarkt in Fürth wenig vorteilhaft für Bewerberinnen und Bewerber. Verglichen mit anderen bayerischen Großstädten werden nur wenige Ausbildungsplätze angeboten. Tendenziell nimmt die Zahl der Ausbildungsplätze, die auf 100 Bewerbende kommen, in Fürth sogar ab. Außerdem ist Fürth die einzige unter den verglichenen Großstädten, in denen auf 100 Bewerbende weniger als 100 angebotene Ausbildungsplätze kommen.
Zahl der Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber*innen im Vergleich
Figure 1: Zahl der Ausbildungsstellen auf 100 BewerberInnen im Vergleich
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen, jeweils Angaben für September.
Viele Fürther Jugendliche, insbesondere wenn sie von Mittelschulen und Förderzentren abgehen, sind nur wenig mobil. Eine Ausbildung in Nürnberg oder Erlangen aufzunehmen, kommt für einen Teil der Jugendlichen nicht in Frage. Bereits das eigene Stadtviertel zu verlassen, stellt bisweilen schon eine Hürde dar. Insofern sind die Grundvoraussetzungen für einen gelungenen Übergang ins Berufsleben für Abgängerinnen und Abgänger von Mittelschulen und Förderzentren nicht unbedingt günstig.
Da nach der 9. Jahrgangsstufe die Schulpflicht noch nicht erfüllt ist, sind die Lehrkräfte über den weiteren Verbleib ihrer Schülerinnen und Schüler recht gut im Bilde. Im Zeitverlauf zeigen sich hier für das Schuljahr 2023/24 unterschiedliche Entwicklungen. Erfreulich ist der vergleichsweise hohe Anteil an Schüler*innen, die eine duale Ausbildung aufnehmen. Dieser entspricht fast dem Rekordwert des Vorjahres. Mit 35 Prozent gehen über ein Drittel der jungen Menschen in eine betriebliche Ausbildung über. Weiterführende schulische Wege schlagen ein gutes Fünftel der Schüler*innen ein. Sie wechseln beispielsweise an eine andere Schulart wie die Wirtschaftsschule oder besuchen M- oder V-Klasse an der Mittelschule. Nach einem deutlichen Rückgang im vergangenen Schuljahr stieg dieser Wert wieder etwas an. Dagegen sank der Anteil derjenigen, die eine fachschulische Ausbildung (z.B. als Erzieher*in, Pflegehelfer*in, PTA) aufnehmen, um rund vier Prozentpunkte ab. Dieser Wert ist in Fürth ohnehin vergleichsweise niedrig (womöglich, weil in der Stadt nur wenige fachschulische Ausbildungen angeboten werden). Relativ deutlich geht auch die Zahl der Wiederholer*innen zurück, die die 9. Klasse abermals durchlaufen, meist um doch noch einen Abschluss zu erwerben. Leider steht diesem positiven Trend aber ein Anstieg von fast fünf Prozentpunkten beim Übergang in ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) gegenüber. Ein Berufsvorbereitungsjahr absolvieren Schüler*innen, die keinen anderweitigen Anschluss gefunden haben, um so ihre Berufsschulpflicht zu erfüllen. Zwar besteht die Möglichkeit, einen Abschluss nachzuholen und aus dem BVJ in eine Ausbildung zu wechseln (sowohl unter dem Jahr als auch nach dem Jahr), doch gelingt dies einem beträchtlichen Anteil der Jugendlichen nicht (vgl. Abbildung 4).
Verbleibszahlen der Abgänger*innen aus der 9. Klasse, Schuljahre 2012/13 bis 2023/24
Figure 2: Verbleibszahlen der AbgängerInnen aus der neunten Klasse
Anmerkung: 2021/22 ohne Grund- und Mittelschule Schwabacher Straße.
Quelle: Bildungsbüro der Stadt Fürth.
An den beiden öffentlichen sonderpädagogischen Förderzentren in der Stadt Fürth gab es im Schuljahr 2023/24 41 Entlass-Schüler*innen; das waren zehn weniger als im Vorjahr. Beim Vergleich der Verbleibe fällt auf, dass im Jahr 2024 ein höherer Anteil eine duale Ausbildung aufgenommen hat. Aber auch bei den anderen Verbleiben zeigen sich gewisse Unterschiede. Die Übergänge in ein BVJ an der Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung gingen um fast 20 Prozentpunkte zurück. Dagegen mündeten etwas mehr Jugendliche in ein AQJ (Arbeitsqualifizierungsjahr) sowie eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) der Agentur für Arbeit ein.
Verbleib der Förderschüler*innen, 2021/22 bis 2023/24
Figure 3: Verbleib der FörderschülerIinnen
Quelle: Bildungsbüro der Stadt Fürth.
Schüler*innen, die von den Fürther Mittelschulen in eine Berufsvorbereitungsmaßnahme (BVJ) wechseln, absolvieren diese in der Regel an einer der Berufsschulen in Fürth. Absolvent*innen der Förderzentren wechseln hingegen meist an die Alfred-Welker-Berufsschule in Nürnberg.
Im Schuljahr 2023/24 besuchten insgesamt 135 junge Menschen eine BVJ-Klasse an einer Berufsschule in Fürth (sowie 26 die BVJ-Flexi; in die BVJ-Flexi wechseln Jugendliche, die ihre Ausbildung abbrechen; diese sind in der Grafik nicht enthalten). Die 135 Schüler*innen stammen dabei nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus dem Landkreis Fürth. Die Werte zum Verbleib der Schüler*innen haben sich im Vergleich zu den Vorjahren relativ deutlich verändert. Übergänge in eine duale Ausbildung gingen weiter zurück und liegen nur noch bei 20,7 Prozent. Stark gestiegen sind aber die Übergänge in fachschulische Ausbildungen. So wurde unter anderem anderen die Ausbildung zum*r Hauswirtschafter*in, die an der Berufsschule I angeboten wird, stärker beworben. Gestiegen ist auch der Anteil der Schüler*innen, die in eine Anschlussmaßnahme gehen und derjenigen, die eine Erwerbsarbeit aufnehmen. Insgesamt sind so auch weniger junge Menschen zu verzeichnen, die mit unbekanntem oder ohne Anschluss die Berufsschule verlassen. Allerdings liegt der Anteil immer noch bei 20 Prozent.
Verbleib der Schüler*innen aus BVJ-k Klassen, 2020/21 bis 2023/24
Figure 4: Verbleib der SchülerInnen aus BVJ-k Klassen
Quelle: ELAN gGmbH; eigene Berechnungen.
Von den 27 Fürther Absolvent*innen aus BVJ und AQJ an der Alfred-Welker-Berufsschule nahm ein gutes Viertel eine duale Ausbildung auf, ein weiteres Viertel begann eine Maßnahme der Bundesagentur für Arbeit. Sechs wechselten in die Erwerbstätigkeit, fünf in eine JoA-Klasse und zwei in ein Freiwilliges Soziales Jahr.
Um den Schüler*innen am Übergang zwischen Schule und Beruf Unterstützung geben zu können, haben die Klassenleitungen in Mittelschulen und Förderzentren ab der siebten Jahrgangsstufe die Wahl aus einer Vielzahl an Projekten und Maßnahmen. Diese sind nicht notwendigerweise aufeinander abgestimmt, so dass Schüler*innen manche Inhalte mehrmals durchlaufen. Auch entsprechen die Angebote nicht immer den Bedürfnissen der Schüler*innen.
Um die Lehrkräfte bei der Wahl geeigneter Angebote für ihre Schüler*innen zu unterstützen, führt das Bildungsbüro zu Schuljahresbeginn und Schuljahresende Gespräche mit den Klassenleitungen der Abschlussklassen durch. Deren Erfahrungen werden gesammelt, aufbereitet und in verschiedenen Publikationsformen den Schulleitungen, BO-Koordinator*innen und Klassenleitungen zur Verfügung gestellt.
Auswertung der Jahresabschlussgespräche 2023/24
Figure 5: Auswertung der Jahresabschlussgespräche
Anmerkung: Die Länge der Balken spiegelt die Häufigkeit von Nennungen zum entsprechenden Bereich wider.
Orange sind negative Nennungen, blau positive, grau ambivalente/indifferente Nennungen.
Quelle: Bildungsbüro.
In den Gesprächen zeigte sich, dass Praktika aus Sicht der Lehrkräfte eine sehr wichtige Gelegenheit für Schüler*innen darstellen, eigene Stärken und Neigungen zu erkennen. In einigen Fällen fanden Schüler*innen auch ihren Ausbildungsplatz. Nicht allen Schüler*innen gelingt es jedoch ohne zusätzliche Unterstützung, für sie geeignete Praktikumsplätze zu finden.
Als beste Form der Unterstützung am Übergang in den Beruf wird von fast allen Lehrkräften die Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) angesehen. Schüler*innen werden dabei individuell, in der Regel über zwei Jahre bis zum Ende der Probezeit einer Ausbildung, begleitet, wodurch sich gute Erfolge erzielen lassen, wie auch die Zahl der Übergänge der betreuten Jugendlichen in Ausbildungen zeigt. Leider ist die Finanzierung durch den Freistaat unsicher, was eine langfristige Planung für die Schulen erschwert.
Die Berufsorientierungsmaßnahmen (BOM), die ebenfalls von Freistaat und Agentur für Arbeit bezahlt werden, werden von den Lehrkräften hingegen weitaus kritischer gesehen. Die Berufsorientierungsmaßnahmen bestehen aus den Modulen Talente entdecken, Talente entwickeln und Talente fördern. In Förderzentren gibt es zusätzlich Talente aufbauen. Aus Sicht der Lehrkräfte bietet Talente fördern zumindest das Potential, Schüler*innen zu versorgen, die nicht durch BerEb betreut werden, zumal das dort eingesetzte Personal als sehr engagiert wahrgenommen wurde. Talente entdecken und Talente entwickeln wurden hingegen häufig als wenig sinnvoll eingestuft. Kritisiert wurden eine mangelnde Passgenauigkeit der Angebote für die Zielgruppe der Mittelschüler*innen.
Am Berufsorientierungsprogramm (BOP) wurde ebenfalls bemängelt, dass das Angebot für die Zielgruppe nicht immer passend ist. Auch der zeitliche Aufwand von zwei Wochen für die Werkstatttage wird angesichts des Nutzens nicht immer als gerechtfertigt angesehen. Zugleich wird angemerkt, dass durch den Zeitpunkt in der siebten Klasse das Berufsorientierungsprogramm zum einen ein guter Startpunkt für die berufliche Orientierung sein kann, zum anderen auch der Unterrichtsausfall noch leichter kompensiert werden kann als bei den Talente-Modulen, die teilweise erst in der achten oder neunten Klasse stattfinden.
Maßnahmen, die von städtischen Stellen kommen, erhielten sowohl Lob als auch kritische Rückmeldungen: An einigen Schulen wurde die enge Zusammenarbeit des KiQ-Busses mit der Berufsberatung als wertvolle Unterstützung empfunden, während andere Schulen eine zu seltene Präsenz bemängelten. Die Elternabende zur beruflichen Orientierung wurden überwiegend als gewinnbringend erachtet, auch wenn die Teilnahme von Eltern in der Regel gering war. Der Einsatz des Online-Bewerberbuchs hingegen scheiterte bereits an fehlenden Einwilligungen der Eltern und technischen Hürden.
Fast durchweg positiv bewertet wurde die Arbeit der Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit.